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Paul Lücke
(1914-1976)
Die rheinische Herkunft und die katholische Erziehung hatten sie gemeinsam. Seitdem Paul Lücke sich im Bundestag im Bereich Wohnungsbau bewährte, entwickelte sich ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen ihm und Bundeskanzler Adenauer, der ihn später sogar zum neuen Parteivorsitzenden machen wollte.
Der „Vater des sozialen Wohnungsbaus“ und ein Adenauer-Mann
Bereits 1949 wurde Paul Lücke, Mitbegründer der CDU im Oberbergischen Kreis, Mitglied des Deutschen Bundestags und blieb dies für mehr als 20 Jahre. 1950 übernahm er den Vorsitz des Ausschusses für Wohnungsbau und Wohnungswesen im Bundestag, ein bedeutender Posten in den Anfangsjahren der Bundesrepublik. Es war auch sein Verdienst, dass in den nächsten sechs Jahren beinahe 3,4 Millionen Wohnungen gebaut wurden. Als „Bau-Lücke“ aber auch als „Vater des sozialen Wohnungsbaus“ wurde er populär.
Dabei war seine Politik maßgeblich von persönlichen Erfahrungen aus seiner Studienzeit an der Heeres-Feuerwerkerschule in Berlin-Licherterfelde in den Jahren 1937 bis 1939 geprägt. Damals hatte er im Arbeiterviertel Wedding gewohnt und dort die elenden Wohnverhältnisse miterlebt. Später sagte Lücke:
„Nur der Mensch und nur die Familie, die ein Eigentum besitzt, ist gegen Radikalisierung gefeit, weil das Bewusstsein, Eigentümer zu sein, verpflichtet und vor Radikalisierung schützt.“[1]
Lückes Engagement fiel dem Bundeskanzler auf. 1957 holte ihn Adenauer in sein drittes Kabinett als Minister für Wohnungsbau, Städtebau und Raumordnung. Ende der 1950er Jahre weihten die beiden gemeinsam die einmillionste Neubauwohnung in einem Modellbauprojekt in Bergisch Gladbach ein.
Selbst nachdem Ludwig Erhard das Amt des Bundeskanzlers 1963 übernahm, blieb das enge Vertrauensverhältnis zu Adenauer bestehen. Auch als Lücke 1965 das Amt des Bundesinnenministers übernahm, hielt er weiter engen Kontakt zum Alt-Kanzler und beriet sich mit ihm regelmäßig. Ende des Jahres schlug Adenauer Lücke entgegen der Mehrheitsmeinung in der CDU als künftigen Parteivorsitzenden vor. Doch Lücke lehnte mit der Begründung ab, er sei mit dem Amt des Innenministers ausreichend beschäftigt.
Jakob Saß
[1] Zit. nach: Marx, Stefan: Paul Lücke, Biographie, in: Website der Konrad Adenauer Stiftung, Link.
Lebenslauf
13.11.1914: Geboren in Schöneborn bei Marienheide (Nordrhein-Westfalen)
1928-1931: Schlosserlehre, danach Arbeit als Grobschmied
1933: Dekanatsjugendführer für das Aggertal in der katholischen Pfadfinderschaft Sankt Georg. Seine Gruppe wird oft von der Hitlerjugend attackiert.
1935: Wehrdienst
1937-1939: Maschinenbau-Studium an der Heeres-Feuerwerkerschule in Berlin-Lichterfelde, daneben Dienst als Feuerwerker und Waffenoffizier bei der Wehrmacht
1939-1944: Dienst als Abnahmeoffizier bei großen Berliner Rüstungsbetrieben und Einsatz an der Ostfront
1944: Versetzung ins besetzte Frankreich. Verliert bei einem Angriff der französischen Widerstandsbewegung ein Bein und erblindet vorübergehend
Nach Kriegsende: Mitbegründer der CDU im Oberbergischen Kreis, hier Tätigkeit als Kommunalbeamter, ab 1947 als Amtsdirektor in Engelskirchen
1949-1972: Mitglied des Deutschen Bundestages
1950-1957: Vorsitzender des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen im Bundestag. Setzt die Schaffung des Wohnungseigentumsgesetzes durch und führt die Wohnungsbauprämie ein
1954-1966: Präsident des Deutschen Gemeindetages
1957-1965: Minister für Wohnungsbau
1962: Präsident des 79. Deutschen Katholikentages in Hannover
1965-1968: Fünfter Bundesinnenminister
1966-1969: Stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU
1969-1976: Leiter der Deutschen Wohnungsbaugesellschaft in Köln
10.8.1976: verstorben in Erlangen