MdI

Franziska Rubens

(1894-1971)

Franziska Rubens stieg im MdI zur stellvertretenden Hauptabteilungsleiterin im Rang eines Inspekteurs auf – damit bekleidete sie eine der höchsten Positionen, die eine Frau im Innenministerium je erreichte.  

FotografIn: unbekannt / Quelle: BArch DY / 30 / IV 2 / 11 / V. 1081

Porträt von Franziska Rubens aus ihrer Kaderakte aus den 1950er Jahren

Die ideologische Schulung der Polizeikräfte in den Händen einer treuen Parteigenossin

Am 26. Februar 1971 veröffentlichte das Zentralkomitee der SED in seiner Parteizeitung „Neues Deutschland“ einen Nachruf auf die ehemalige MdI-Mitarbeiterin Franziska Rubens. Darin lobte das ZK die außerordentlich hohe Einsatzbereitschaft der „Genossin“ und ihre Verdienste um den Aufbau des Arbeiter- und Bauernstaates. Das Leben von Franziska Rubens war geprägt von ihren politischen Überzeugungen, die sie bereits in ihrer Jugend entwickelt hatte. Seit ihrer Studienzeit engagierte sie sich in der Freien Sozialistischen Jugend (FSJ) und wurde später Mitglied im Zentralkomitee des Kommunistischen Jugendverbandes (KJV). Außerdem arbeitete sie als Redakteurin für eine Zeitschrift der Arbeiterjugend. 1920 trat sie der KPD bei.  

Um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen, emigrierte sie 1933 mit ihrem Sohn nach Moskau. Im sowjetischen Exil erlebte sie persönliche Schicksalsschläge: Ihr Ehemann wurde Opfer der politischen Säuberungen und kam in sibirischer Lagerhaft um. 1938 wurde auch ihr späterer zweiter Ehemann als „Klassenfeind“ fast zwei Jahre inhaftiert. Im September 1941 wurde schließlich auch der Sohn von Rubens in Moskau verhaftet und im Sommer 1942 zu fünf Jahren Verbannung verurteilt. Er starb bereits einen Monat später in Lagerhaft.

Während des Zweiten Weltkriegs unterrichtete Franziska Rubens deutsche Kriegsgefangene in Antifa-Schulen. Obwohl sie ihren Sohn und auch ihren ersten Ehemann durch die politischen Säuberungen verloren hatte, blieb sie ihren kommunistischen Überzeugungen treu. Rückblickend beschrieb sie die Exilzeit als „Jahre der Prüfung“, in der sie auch in schwierigen Phasen „eisern“ zur Partei gestanden habe.

1948 kehrte Franziska Rubens zurück in die SBZ. Dort fand sie zunächst Anstellung bei der Deutschen Verwaltung des Innern. Als stellvertretende Hauptabteilungsleiterin „Polit-Kultur“ im Rang eines Inspekteurs leitete sie die ideologische Schulung und Erziehung der Polizeikräfte im MdI. Sie erreichte damit eine der höchsten Positionen, die je eine Frau im MdI bekleidet hat. Im August 1950 wechselte Rubens in die Abteilung Propaganda des Zentralkomitees der SED.

Lara Büchel

Quelle: Neues Deutschland 26.2.1971, S.2

Nachruf des Zentralkomitees der SED in der Parteizeitung "Neues Deutschland", 26. Februar 1971

Mehr über Mentalität und Prägung

Lebenslauf

6.4.1894: geboren als Franziska Henschel in Berlin

1918: Eintritt in die Freie Sozialistische Jugend

1920: Eintritt in die KPD

1920: Mitglied im Zentralkomitee des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands

Studium der Volkswirtschaft in Berlin, Freiburg und München, beendet 1920

1922-1924: Redakteurin der Kommunistischen Jugendinternationale

1933: Emigration in die Sowjetunion

1933-1948: Redakteurin, wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen Institutionen in der UdSSR sowie seit 1942 Lektorin an einer Antifa-Schule für sowjetische Kriegsgefangene

1948: Rückkehr in die SBZ

1948-1950 Stellvertretende Hauptabteilungsleiterin Polit-Kultur in der DVdI, seit 1949 im MdI

1950-1953: Stellvertretende Abteilungsleiterin im Zentralkomitee der SED

Seit 1953: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED

1971: gestorben in Berlin (Ost)

Weitere Biografien