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Paul Lücke

(1914-1976)

Die rheinische Herkunft und die katholische Erziehung hatten sie gemeinsam. Seitdem Paul Lücke sich im Bundestag im Bereich Wohnungsbau bewährte, entwickelte sich ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen ihm und Bundeskanzler Adenauer, der ihn später sogar zum neuen Parteivorsitzenden machen wollte.

Paul Lücke als Bundesminister des Innern, 11. Mai 1967

Fotograf: Jens Gathmann, Quelle: BArch B 145 Bild-00011216

Paul Lücke als Bundesminister des Innern, 11. Mai 1967

Der „Vater des sozialen Wohnungsbaus“ und ein Adenauer-Mann

Bereits 1949 wurde Paul Lücke, Mitbegründer der CDU im Oberbergischen Kreis, Mitglied des Deutschen Bundestags und blieb dies für mehr als 20 Jahre. 1950 übernahm er den Vorsitz des Ausschusses für Wohnungsbau und Wohnungswesen im Bundestag, ein bedeutender Posten in den Anfangsjahren der Bundesrepublik. Es war auch sein Verdienst, dass in den nächsten sechs Jahren beinahe 3,4 Millionen Wohnungen gebaut wurden. Als „Bau-Lücke“ aber auch als „Vater des sozialen Wohnungsbaus“ wurde er populär.

Dabei war seine Politik maßgeblich von persönlichen Erfahrungen aus seiner Studienzeit an der Heeres-Feuerwerkerschule in Berlin-Licherterfelde in den Jahren 1937 bis 1939 geprägt. Damals hatte er im Arbeiterviertel Wedding gewohnt und dort die elenden Wohnverhältnisse miterlebt. Später sagte Lücke:

„Nur der Mensch und nur die Familie, die ein Eigentum besitzt, ist gegen Radikalisierung gefeit, weil das Bewusstsein, Eigentümer zu sein, verpflichtet und vor Radikalisierung schützt.“[1]

Lückes Engagement fiel dem Bundeskanzler auf. 1957 holte ihn Adenauer in sein drittes Kabinett als Minister für Wohnungsbau, Städtebau und Raumordnung. Ende der 1950er Jahre weihten die beiden gemeinsam die einmillionste Neubauwohnung in einem Modellbauprojekt in Bergisch Gladbach ein.

Selbst nachdem Ludwig Erhard das Amt des Bundeskanzlers 1963 übernahm, blieb das enge Vertrauensverhältnis zu Adenauer bestehen. Auch als Lücke 1965 das Amt des Bundesinnenministers übernahm, hielt er weiter engen Kontakt zum Alt-Kanzler und beriet sich mit ihm regelmäßig. Ende des Jahres schlug Adenauer Lücke entgegen der Mehrheitsmeinung in der CDU als künftigen Parteivorsitzenden vor. Doch Lücke lehnte mit der Begründung ab, er sei mit dem Amt des Innenministers ausreichend beschäftigt.

Jakob Saß

 

[1] Zit. nach: Marx, Stefan: Paul Lücke, Biographie, in: Website der Konrad Adenauer Stiftung, Link.

FotografIn: unbekannt, Quelle: BArch B 145 Bild-F010962-0005

Der Bundesminister für Wohnungsbau, Paul Lücke, empfängt am 10. Juli 1961 in Bonn im Hotel Königshof geistliche Würdenträger.

FotografIn: unbekannt, Quelle: BArch Plak 104-TA4201-024

CDU-Wahlplakat für Paul Lücke anlässlich der Bundestagswahl 1961

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Lebenslauf

13.11.1914: Geboren in Schöneborn bei Marienheide (Nordrhein-Westfalen)

1928-1931: Schlosserlehre, danach Arbeit als Grobschmied

1933: Dekanatsjugendführer für das Aggertal in der katholischen Pfadfinderschaft Sankt Georg. Seine Gruppe wird oft von der Hitlerjugend attackiert.

1935: Wehrdienst

1937-1939: Maschinenbau-Studium an der Heeres-Feuerwerkerschule in Berlin-Lichterfelde, daneben Dienst als Feuerwerker und Waffenoffizier bei der Wehrmacht

1939-1944: Dienst als Abnahmeoffizier bei großen Berliner Rüstungsbetrieben und Einsatz an der Ostfront

1944: Versetzung ins besetzte Frankreich. Verliert bei einem Angriff der französischen Widerstandsbewegung ein Bein und erblindet vorübergehend

Nach Kriegsende: Mitbegründer der CDU im Oberbergischen Kreis, hier Tätigkeit als Kommunalbeamter, ab 1947 als Amtsdirektor in Engelskirchen

1949-1972: Mitglied des Deutschen Bundestages

1950-1957: Vorsitzender des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen im Bundestag. Setzt die Schaffung des Wohnungseigentumsgesetzes durch und führt die Wohnungsbauprämie ein

1954-1966: Präsident des Deutschen Gemeindetages

1957-1965: Minister für Wohnungsbau

1962: Präsident des 79. Deutschen Katholikentages in Hannover

1965-1968: Fünfter Bundesinnenminister

1966-1969: Stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU

1969-1976: Leiter der Deutschen Wohnungsbaugesellschaft in Köln

10.8.1976: verstorben in Erlangen

Paul Lücke (CDU) bei seiner Vereidigung als Bundesminister des Innern am 1. Dezember 1966 im Deutschen Bundestag

Fotograf: Ludwig Wegmann, Quelle: BArch B 145 Bild-00008855

Paul Lücke (CDU) bei seiner Vereidigung als Bundesminister des Innern am 1. Dezember 1966 im Deutschen Bundestag

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