BMI

Erich Keßler

(1899-1989)

1948/49 wurde auf Veranlassung des damaligen CDU-Vorsitzenden in der Britischen Zone, Konrad Adenauer, ein Gremium ins Leben gerufen, welches Vorschläge für das Gründungspersonal des Bundesinnenministeriums ausarbeiten sollte. Eine Schlüsselfigur dieser Gruppe war Erich Keßler.

FotografIn: unbekannt / Quelle: BArch Pers 101 Bild-049718-001

Porträt von Erich Keßler aus der NS-Zeit

Erich Keßler und die Netzwerke des Gründungspersonals

Keßler hatte bereits während der Zeit des Nationalsozialismus umfangreiche Verwaltungserfahrung gesammelt, die ihn für die Position im Auswahlgremium für das Gründungspersonal des BMI qualifizierte. So hatte er seit 1933 zunächst als Dezernent der Regierung in Königsberg (Kaliningrad), anschließend als Landrat, als Regierungsvizepräsident und gegen Ende des Krieges als Ministerialrat im Reichsinnenministerium (RMI) gearbeitet. In dieser Zeit knüpfte er Kontakte zu Widerstandskreisen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er für die Besatzungsmächte im Zonenbeirat und im Rechnungshof tätig und hatte dort umfangreiche Kenntnisse bezüglich des Verwaltungsaufbaus erworben.

Keßlers Aufgabe im Auswahlgremium bestand darin, gemeinsam mit ehemaligen Kollegen aus dem Reichsinnenministerium, im Auftrag Adenauers, Vorschläge für geeignetes Leitungspersonal in der gesamten Bundesverwaltung vorzulegen. Somit stellt bereits das Gremium zur Zusammenstellung des Gründungspersonals ein Netzwerk aus ehemaligen RMI-Mitarbeitern dar. Zu diesem Kreis gehörte auch Hans Ritter von Lex, den Keßler um Mitarbeit in dem Vorbereitungsgremium gebeten hatte. Ebenfalls ist anzunehmen, dass die vorgeschlagenen Personen vielfach aufgrund von Netzwerken und wegen ihrer Bekanntschaft zu Mitgliedern des Gremiums empfohlen wurden. Daneben oblag es auch den Landesverwaltungen, Vorschläge für die zukünftige Besetzung der Bundesministerien zu machen.

Keßler war während der NS-Zeit nicht nur als Beamter tätig, unter anderem im RMI, sondern ist auch Mitglied der NSDAP sowie zeitweilig Oberscharführer der SA gewesen. Trotzdem wurde er in die Planungen für die personelle Zusammensetzung der künftigen Bundesverwaltungen einbezogen und 1949 Unterabteilungsleiter im BMI. Keßler selbst vertrat die Ansicht, dass der Verzicht auf ehemalige NSDAP-Mitglieder und der Rückgriff auf verwaltungsfernes Personal hinderlich für den Aufbau neuer Verwaltungen seien. Auch für das Gremium, welches das Gründungspersonal für das BMI vorschlug, stellte eine NSDAP-Mitgliedschaft nicht zwangsläufig ein Ausschlusskriterium dar.

Stella Krekeler

Lebenslauf

15.1.1899: geboren in Memel

1920er Jahre: Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Königsberg (Kaliningrad)

Seit 1933: Referent für Polizeiwesen in den Polizeipräsidien von Recklinghausen, Wuppertal und im Oberpräsidium von Königsberg (Kaliningrad)

1.5.1933: Beitritt zur NSDAP

1933-1938: Angehöriger der SA, dabei höchste Funktion: Oberscharführer

1934-1936: Regierungsvizepräsident im Regierungsbezirk Gumbinnen (Gussew)

1937-1940: Landrat im Kreis Stormarn

1938-1939: Vertretungsweise Landrat im Kreis Eiderstedt

1939: Vertretungsweise Landrat im Landkreis Kattowitz (poln. Katowice)

1940-1944: Regierungsvizepräsident in Kattowitz (poln. Katowice)

1944-1945: Ministerialrat im Reichsministerium des Innern (RMI)

1948-1949: Angestellter im Rechnungshof des Deutschen Reiches – Britische Zone

1949-1953: Leiter der Unterabteilung I B im BMI

1953-1964: Leiter der Unterabteilung I C (Verwaltung, Verwaltungsgerichtsbarkeit, Kommunalwesen) im BMI

7.2.1989: verstorben

Weitere Biografien