Personalpolitik
Wie erfolgte der personelle Aufbau der beiden Innenministerien?
Die ersten Personalvorschläge für das Gründungspersonal des BMI entstammten teils aus den Verwaltungen in den Ländern, teils aus internen Vorschlagslisten. Es oblag kleinen Gruppen um den Präsidenten des Parlamentarischen Rates und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer, Hans Globke und Hans Ritter von Lex, die ersten Vorschlagslisten zu erstellen und dadurch starken Einfluss auf die Auswahl der ersten Mitarbeiter des BMI auszuüben. Zudem nahmen einzelne Interessengruppen wie der Deutsche Beamtenbund und den Parteien nahestehende Interessengruppen Einfluss auf die Personalpolitik. Diese setzten sich in Fragen der Personalpolitik in mehreren Punkten gegen die Alliierten durch. So wandte sich der erste Innenminister Gustav Heinemann gegen ein umfassendes Reformkonzept zur Abschaffung des Berufsbeamtentums. Stattdessen wurde das Deutsche Beamtengesetz von 1937 wieder hergestellt und allein von diskriminierenden Elementen aus der Zeit des Nationalsozialismus bereinigt. Außerdem sollte eine frühere Mitgliedschaft in der NSDAP künftig kein grundsätzliches Einstellungshindernis in staatliche Dienste sein.
In der DDR stellte das Ministerium des Innern (MdI) durch seine Zuständigkeit sowohl für die "bewaffneten Organe" als auch für die zivile innere Verwaltung ein zentrales Machtinstrument der SED dar. Diese Aufgabenfülle und der Durchgriff auf die untergeordneten Einheiten verdeutlichen die Relevanz des MdI für die Herrschaftssicherung der SED. Die Parteiführung der SED legte nicht nur die inhaltlichen Ziele des Ministeriums fest, sondern bestimmte auch über die Personalauswahl. Vor allem das Führungspersonal für den Polizeidienst sollte dabei aus „bewährten Antifaschisten“ bestehen. Diese Vorgabe hatte Auswirkungen auf die Mitarbeiterstruktur des MdI, die sich grundlegend von der des BMI unterschied. So hatten bis 1970 – von einer Ausnahme abgesehen – sämtliche Minister sowie Staatssekretäre des MdI keine akademische Ausbildung absolviert und waren bereits vor 1933 Mitglied der KPD gewesen. Um eine im Sinne der SED politisch zuverlässige Verwaltung aufzubauen, wurde stärker als in der Bundesrepublik auf alte Fachkräfte verzichtet und in Kauf genommen, dass die Verwaltung nicht von Beginn an reibungslos funktionierte. Erich Mielke unterstrich diesen Grundsatz bereits 1946 in seiner Forderung, lieber „mit weniger guten Fachkräften zu arbeiten, aber dafür die Sicherheit zu haben, dass die demokratische Entwicklung konsequent weitergeführt wird.“
David Schwalbe