Aufbau und Organisation
Worin bestanden die Unterschiede zwischen den beiden Innenministerien?
Genauso unterschiedlich wie die politischen Systeme der beiden deutschen Staaten waren ihre politischen Organe. In den ersten Nachkriegsjahren bildete sich die Frankfurter Bizonenverwaltung als provisorische westdeutsche Regierung heraus, deren Kompetenzen vor allem auf dem wirtschaftlichen Gebiet lagen.
Mit der Gründung der Bundesrepublik und deren Ministerien änderte sich der Kurs der westdeutschen Regierung, die den Reformkonzepten der Westalliierten nun nicht mehr uneingeschränkt folgte. Zwar entstand ein dezentral organisierter, föderalistischer Staat, doch konnte das neu gegründete Bundesministerium des Innern (BMI) weitgehend unabhängig von den Alliierten agieren. Während das BMI zunächst noch relativ wenige Kompetenzen innehatte, konnte es diese schnell ausbauen. Vor allem die Bereiche „Sicherheits-, Gesundheits- und Kulturpolitik“ wurden gestärkt und die dort angesiedelten Abteilungen vergrößert.
Die „Bewaffneten Organe“ des Ministeriums des Innern (MdI) der DDR bauten dagegen auf den Aufgaben und Strukturen ihres Vorgängerorgans, der Deutschen Verwaltung des Innern (DVdI), auf. Der Bereich der „Inneren Verwaltung“ übernahm nach Gründung der DDR einzelne Funktionen, die zuvor die Deutsche Wirtschaftskommission wahrgenommen hatte und die als Abteilung für „Zivile Verwaltung“ 1948/49 auch Teil der DVdI gewesen war.
Entscheidenden Einfluss auf die Arbeit des MdI hatten die Sowjetische Kontrollkommission und die SED. Im Gegensatz zum BMI verfügte das MdI zunächst über eine große Machtfülle. Diese musste es aber größtenteils bis Anfang der 1960er Jahre an andere Ministerien oder an den Ministerrat der DDR abgeben. Die Arbeitsschwerpunkte des MdI lagen zu Beginn vor allem auf der Personal- und Kaderpolitik des Staates sowie auf der Leitung bzw. dem Aufbau der „Bewaffneten Organe“. Deshalb kann es in den Anfangsjahren auch als „Staatsgründungsministerium“ sowie als verdecktes „Verteidigungsministerium“ bezeichnet werden.
Anne Sebastian