MdI
Herbert Grünstein
(1912-1992)
Die Erfahrungen, die Herbert Grünsteins beim Kampf als Interbrigadist in Spanien machte, prägten sein weiteres Leben und Handeln. Sie verhalfen ihm zudem zu einem schnellen Aufstieg in der DDR.
Über Spanien und die Sowjetunion ins Ministerium des Innern
1912 geboren, wurde Herbert Grünstein vor allem von den politisch instabilen Jahren der Weimarer Republik geprägt. Mit 16 Jahren schloss er sich dem Kommunistischen Jugendverband an und trat drei Jahre später in die KPD ein. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Grünstein erst in verschiedene westeuropäische Länder und ging 1935 nach Palästina. Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg begann, meldete er sich freiwillig zu den „Internationalen Brigaden“ und kämpfte auf Seiten der Spanischen Republik gegen das Franco-Regime.
Nach dem Ende des Bürgerkrieges flüchtete Grünstein wie die meisten ausländischen Spanienkämpfer nach Frankreich. Aus Angst vor einer kommunistischen Unterwanderung internierte die französische Regierung sie als „feindliche Ausländer“. Grünstein verbrachte den Großteil seiner Gefangenschaft in der französischen Kolonie Algerien. Erst 1943 wurde er freigelassen und emigrierte in die Sowjetunion. Dort blieb er auch noch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, um an sogenannten Antifa-Schulen deutsche Kriegsgefangene im Sinne des kommunistischen Systems umzuerziehen.
Grünstein kehrte schließlich 1948 in den sowjetisch besetzten Teil Deutschlands zurück. Sein frühes politisches Engagement und sein aktiver Kampf gegen den Faschismus in der Emigration, etwa im spanischen Bürgerkrieg, hatten ihm das Vertrauen der kommunistischen Führung eingebracht. Dies und seine militärischen Kenntnisse sowie Kampferfahrungen, die er während des Spanischen Bürgerkrieges erlangt hatte, verhalfen ihm zu einer Führungsposition in der DDR. Er erhielt zunächst eine Anstellung im Zentralkomitee der SED, von wo aus er rasch in die Hauptabteilung Polit-Kultur (später in „Politische Verwaltung“ umbenannt) der Deutschen Verwaltung des Innern (DVdI) beziehungsweise des Ministeriums des Innern (MdI) aufstieg und dort Führungspositionen erlangte. 1957 wurde Grünstein zum 1. Stellvertreter des Ministers des Innern und gleichzeitig zum Staatssekretär im MdI. Zu seinen Zuständigkeitsbereichen zählten später etwa die Kontrollabteilung für die Kaderpolitik des zentralen Staatsapparates, die Abteilung für Innere Angelegenheiten und die wissenschaftlichen Dienste. Aus dem MdI schied er 1973 aus Altersgründen aus; tatsächlich war die Arbeit in den letzten Jahren unter dem neuen Innenminister Friedrich Dickel nicht immer konfliktfrei verlaufen, sodass Grünstein seinen Platz für Nachwuchskräfte frei machen musste.
Anne Sebastian
Lebenslauf
27.7.1912: geboren in Erfurt
1928-1931: Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Jugend
Ab 1930: Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands Deutschland (KJVD)
Ab 1931: Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschland (KPD)
1932/33: Funktionär bei der KJVD und KPD
1933-1935: Emigration nach Frankreich, Luxemburg, ins Saargebiet sowie nach Palästina
1936-1938: Interbrigadist in Spanien
1939-1943: Internierung durch die Franzosen, erst in Frankreich, später in Algerien
1943: Freilassung und Emigration in die Sowjetunion
1945-1948: zunächst Lehrer, dann stellvertretender und schließlich Leiter einer Antifa-Schule in der Sowjetunion
September 1948: Rückkehr in die DDR, Mitarbeiter der Personalverwaltung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED)
1948/49: Referent in der Abteilung Personalpolitik im Zentralkomitee der SED
Februar 1949: Mitarbeiter der Hauptabteilung Polit-Kultur in der Deutschen Verwaltung des Innern (DVdI)
Oktober 1949: Stellvertreter und seit 1952 Leiter der Hauptabteilung Polit-Kultur (später Politische Verwaltung) in der Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei (HVDVP) im Ministerium des Innern (MdI)
1957-1973: Staatssekretär und 1. Stellvertreter des Ministers des Innern im MdI
9.1.1992: verstorben in Berlin