MdI

Gerhard Fanselau

(1904-1982)

Gerhard Fanselau war als Geophysiker Mitglied der NSDAP. Die Entnazifizierungskommission der Sowjetischen Besatzungszone stufte ihn als entlastet ein – als wissenschaftliche Fachkraft war er für die militärische Forschung besonders wichtig.

Gerhard Fanselau in den 1960er Jahren

FotografIn: unbekannt, Quelle; Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Gerhard Fanselau in den 1960er Jahren

Ein Geophysiker im Entnazifizierungsverfahren

Als sich die Entnazifizierungskommission 1948 mit der Beurteilung des Geophysikers und ehemaligen NSDAP-Mitglieds Gerhard Fanselau beschäftigte, hatte das Militär längst Bedarf angemeldet. Fanselau sei in seiner Funktion als Leiter des Observatoriums für Erdmagnetismus in Niemegk für die Bedürfnisse der Roten Armee von besonderer Bedeutung, bescheinigte ihm die sowjetische Militärverwaltung schon im Mai 1946.

Fanselau selbst trug seinen Teil zu einem für ihn positiven Ausgang seines Entnazifizierungsverfahrens bei: Er sei niemals ein überzeugter Anhänger der NSDAP gewesen. Er erklärte zudem, eine frühe Distanzierung vom NS-Regime gehe aus seinen politischen Tätigkeiten vor 1933 hervor. Den Beleg dafür sah er in seiner Mitgliedschaft in der Paneuropa-Union und dem Esperanto-Club Berlin-Potsdam. Überdies hätte er einen Umzug 1943 dazu genutzt, die Zahlungen an die Partei einzustellen. Ausgetreten war er allerdings nicht, wie aus seiner NSDAP-Mitgliedskarte hervorgeht.

Die Entnazifizierungskommission hinterfragte Fanselaus Erklärungen nicht. Sie kam zu dem einstimmigen Ergebnis, Fanselau sei entlastet und gegen seine Weiterbeschäftigung als wissenschaftliche Fachkraft spreche nichts. Als vermeintlich unpolitischer Experte fand er so 1950 seinen Weg in einen der zivil-wissenschaftlichen Dienste des MdI.

Frederik Schetter

Lebenslauf

Gerhard Fanselau

30.4.1904: geboren in Leipzig

1923-1927: Studium der Mathematik und Physik an der Universität Berlin, Abschluss mit der Promotion

1927-1939: wissenschaftlicher Mitarbeiter am Meteorologischen Institut Berlin und am Meteorologisch-magnetischen Observatorium Potsdam

1935: Habilitation, Fachrichtung Geophysik

ab 1939: Leiter des Adolf-Schmidt-Observatoriums für Erdmagnetismus in Niemegk

1.2.1940: Eintritt in die NSDAP

1945: Wiedereinsetzung als Leiter des Adolf-Schmidt-Observatoriums für Erdmagnetismus in Niemegk

1948: Entnazifizierungsverfahren in Sowjetischer Besatzungszone: entlastet

1950-1956: Leiter des Adolf-Schmidt-Observatoriums für Erdmagnetismus in Niemegk sowie des neu gegründeten Geomagnetischen Instituts innerhalb des Meteorologischen Dienstes des MdI

1956-1969: Leiter des Geomagnetischen Instituts und Adolf-Schmidt-Observatoriums für Erdmagnetismus in Niemegk unter Leitung der Akademie der Wissenschaften der DDR

28.4.1982: verstorben in Potsdam

Gerhard Fanselau und der Meteorologe und Geophysiker Otto Lucke in den 1960er Jahren

Fotograf: unbekannt, Quelle: Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Gerhard Fanselau (links) neben dem Meteorologen und Geophysiker Otto Lucke in den 1960er Jahren

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